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Die zwölf besten Orte für Street Fotografie in Hannover

Tipps für coole Street-Walks durch die Stadt

© Guido Klumpe, 18. April 2022.

Lesezeit 6 Minuten


Mit diesen Tipps will ich Eure Vorfreude steigern auf das große Treffen der deutschsprachige Street Fotografie Szene „Meet and Street“ am 8. bis 10. Juli 2022 in Hannover.


Wer kennt das nicht, irgendwann muss man mal raus. Es macht keinen Spaß mehr, immer durch die gleichen Straßen zu ziehen. Das Gefühl schleicht sich ein, alles schon mal gesehen zu haben, die Heimatstadt ist „abfotografiert“. Es wird Zeit für neue Eindrücke auf einem Trip, doch wohin?

Warum nicht Hannover? Zugegeben, die Stadt hat keinen besonders guten Ruf. Langweilig, provinziell, hässlich-so soll Hannover sein, und die Leute sind angeblich auch nicht besonders nett.

Das kann ich für unser Street Fotografie-Kollektiv „Unposed Society Hannover“ definitiv nicht bestätigen. Wenn Du planst nach Hannover zu kommen, schreib uns!



Ich kann Euch beruhigen: Hässlich ist Hannover nur an manchen Stellen, und dass auch auf eine interessante Weise. Wer etwas länger bleibt, entdeckt die lebenswerten Seiten: Die Flüsse Ihme und Leine ziehen durchs Zentrum, der Maschsee mit über 6 km Uferlänge lädt ebenfalls ein.In Hannover findet Ihr mit der Eilenriede Europas größter Stadtwald, und ein bisschen Altstadt hat Hannover auch noch.

Und wer Street liebt macht mit Hannover als Reiseziel nichts verkehrt.


Damit Ihr gut vorbereitet durch die Stadt zieht, habe ich Euch einige meiner persönlichen Lieblingsorte zusammen gestellt:


Meine Top 12, die spannendsten Orte für Street, ganz subjektiv:


1. Der Hauptbahnhof


Ich mag den Hauptbahnhof wirklich sehr. Er geht über drei Ebenen, mit viel Glas, Treppen und Geschäften und bietet viel Abwechslung. Als einer der meist besuchten Bahnhöfen Deutschlands ist immer was los. Zu den rush hours ist es mir manchmal zu voll, aber das ist Geschmacks- und Stimmungssache. Wichtig: Rund um den HBF gibt es viele Menschen in prekären Lagen. Bitte seid vorsichtig und respektvoll.

Bei Sonnenlicht findet Ihr tolle Lichtsituationen durch die großen Fenster und Lichtschächte. Auch der Bahnhofsvorplatz ist voller unterschiedlichster Menschen, genial für Candid Streetshots. Und das Beste: Sobald Ihr am HBF aussteigt, seid Ihr mitten in der City!



2. Der Raschplatz

Geht Ihr zum Hinterausgang, kommt Ihr zum Raschplatz. Städtebaulich absolut misslungen, aber grafisch interessant, weil Ihr dort viele Ebenen, Tunnel und große Treppen findet. Auch hier findet Ihr eine häufig misstrauische Szene. Bleibt aufmerksam und respektvoll!



3. Der ZOB

Geht Ihr im Hauptbahnhof in Richtung Hinterausgang, nehmt aber die Tür links hinter Gleis 14, kommt Ihr zum ZOB. Eine Stelle, die ich einfach liebe. Bei Sonnenlicht wirft das transparente Dach über den Busterminals schöne Schatten.



4. Die Passarelle

So nennen die alteingesessenen Hannoveraner die unterirdische Passage, die vom Untergeschoss des Bahnhofs bis zum Kröpcke (das Zentrum der Stadt) führt. Vom Bahnhofsvorplatz geht gerade aus auch eine Treppe herunter zur offiziell genannten „Niki de Saint Phalle Gallerie“. Dort findet Ihr viel Glas zum kreativen Spiel mit Spiegelungen.




5. Kröpcke

Ein Café hat diesem zentralen Ort der Innenstadt einst seinem Namen gegeben. Für mich ein sehr hässlicher Platz. Aber Ihr wisst ja, für Street Fotografen ist nichts wirklich hässlich. 😉

Rund um den Kröpcke findet Ihr die üblichen Ketten, aber auch kleine Passagen, wie die Luisen Gallerie. Lasst Euch einfach treiben.



Der Kröpcke ist untertunnelt, hier endet die Passarelle und führt in die Ubahn-Station:


6. Die U-Bahnstationen

Hannover hat großes U-Bahnnetz, und einige schöne Stationen. Besonders gut gefallen mir „Hauptbahnhof“, „Kröpcke“, „Sedanstr.“, „Lister Meile“, „Aegidientorplatz“, „Braunschweiger Platz“, und „Waterloo“. Eine gute Möglichkeit bei fiesem Wetter!



7. Steintor

Geht Ihr beim Kröpcke die Georgstraße rechts entlang, kommt Ihr zum Seintor.

Einfach schön ist die schwarz-gelbe Bushaltestelle dort. Eine zweiter interessanter Weg führt vom Hauptbahnhof rechts entlang der Kurt-Schuhmacher-Straße zum Steintor.

Rund um das Steintor ist der Rotlicht-Kiez, gerade Abends eine spannende Gegend mit vielen farbigen Lichtern und Reflektionen. Wie bei Rotlicht-Vierteln üblich, geht besser nicht allein dorthin.



8. Alter Güterbahnhof

Ungefähr zehn Minuten zu Fuß Minuten vom Steintor entfernt findet Ihr den ehemaligen Güterbahnhof, der zu einem sehr vielseitigen und absolut spannenden Ort für Street Fotografie ausgebaut wurde.

Das Gelände ist wirklich spannend und es ist immer viel los. Der Ausflug lohnt sich!

Vom Steintor aus gesehen macht der Weg über die Odeonstraße und Nikolaistraße viel Spaß.




9. Maschsee

Habt Ihr etwas mehr Zeit, dann solltet Ihr unbedingt zum Maschsee. Vom Kröpcke fahren mehrere Buslinien dort hin (Haltestelle Sprengel Museum), zu Fuß braucht Ihr circa 20 Minuten zum Nordufer. Dort findet Ihr Cafés, Biergärten und eine wunderbare Szenerie für Street.



10. Sprengel Museum

Direkt am Nordufer des Maschsees seht Ihr auch das Sprengel Museum, eins der wichtigsten Museen für moderne Kunst in Niedersachsen. Innen wie außen eine interessante Architektur für Street Fotografie...



11. Hannover-Linden

Linden ist irgendwie Hannover, und irgendwie auch nicht. Erst in den 20er Jahren wurde die Arbeiterstadt eingemeindet. Bis heute hat sich Hannover-Linden einen eigenständigen, rauhen Charme bewahrt. In Linden lebt eine eher alternative Szene, auf der Limmer Straße trifft man sich abends zum Feiern, zum „Limmern“.

Lasst Euch treiben und entdeckt alte Industriearchitektur wie in der „Faust“ und den Wohn(alb)traum der 70er Jahre im „Ihmezentrum“ (Punkt 12).

Ich empfehle Euch folgende Halbtagestour durch Linden:

Nehmt im Hauptbahnhof die Ubahnlinie 9 Richtung „Empelde“ und steigt am „schwarzen Bär“ aus. Von dort geht Ihr in die „Blumenauer Str.“ am Ihmezentrum vorbei, am Ende kommt Ihr zum Platz „Am Küchengarten“, und geht dann schräg gegenüber in die „Limmer Str.“. Am Ende der Fußgängerzone steigt Ihr in die Straßenbahnlinie 10, Haltestelle „Leinaustraße“ in Richtung „Hauptbahnhof/ZOB“.

12. Das Ihmezentrum

Bei Eurer Linden-Tour kommt Ihr auch am "Ihmezentrum“ vorbei, einem Beispiel für gänzlich misslungene Stadtplanung. Ende der 60er Jahren entstand in der Euphorie des unbegrenzten Wachstums und Fortschritts die Vision der „Stadt in der Stadt“. Man wollte verdichtete Orte schaffen, an denen nicht nur gelebt, sondern auch gearbeitet und konsumiert wurde. Anstatt im Kleinen zu experimentieren, wurde groß geklotzt. Letztendlich wurde das Zentrum acht mal so groß wie ursprünglich geplant. Das Ihmezentrum ist ein monumentaler Klotz aus einer anderen Zeit. Als es in den 70er Jahren fertig wurde, hatte bereits ein gesellschaftlicher Wandel stattgefunden. Der „Brutalismus“ hatte ausgedient, man schätzte wieder die schönen Altbauwohnungen und empfand das Ihmezentrum mehr und mehr als Fremdkörper, der die Stadtteile zerschnitt.

In den 80er Jahren begann der Niedergang. Heute, nachdem viele Investoren gekommen und gegangen sind, ist es verfallener als je zuvor. Die einen verachten es als „Schandfleck“, die anderen sehen es als Chance für neue Wohn- und Entwicklungskonzepte. Nachdem auch der jetzige Investor seine Versprechungen nicht gehalten hat, ist die Zukunft ungewiss. Eins ist klar: Zum Abreißen ist es schlicht zu groß. Es leben dort viele Menschen in Eigentumswohnungen, doch die ehemaligen Geschäfte stehen komplett leer, man sieht an vielen Stellen auf das nackte Betonskelett.


Es lohnt sich, die morbide und zum Teil dystopische Atmosphäre zu erkunden. Ihr könnt komplett herum gehen, es gibt ein paar wacklige Treppen zu den oberen Ebenen, aber auch vom Erdgeschoß aus ist es beeindruckend.




Ich hoffe, mit meiner kleinen Tour konnte ich Euch neugierig auf die Stadt machen!

Bis bald!


© Guido Klumpe 2022. Kopieren von Texten und Bildern, auch Auszügen, nur nach schriftlicher Genehmigung.


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